Aktuelles

YEWE-Club, Nyamasheke, Kagano

© Matias Björn, Mainz

Neues YEWE-Club-Projekt im Distrikt Nyamasheke

17. November 2022
Stiftung Tagwerk-Projekte
von Kristin Haas-Heichen

In den letzten Jahren ist die Zahl der ungewollten Schwangerschaften von minderjährigen Frauen in Ruanda insbesondere in den ärmeren ländlichen Regionen stark gestiegen. Sexualität, Verhütung und Familienplanung sind Themen, über die in Familie und Gesellschaft wenig gesprochen wird.

Gesundheitliche und sexuelle Aufklärung von Jugendlichen zur Prävention von frühen Schwangerschaften sind dringend notwendig. Mit dem YEWE-Club-Projekt hat Human Help Network zusammen mit der lokalen Partnerorganisation Strive Foundation Rwanda 2018 ein Konzept entwickelt, einen altersgerechten Aufklärungsunterricht an die Schulen zu bringen.

Eine umfassende sexuelle Aufklärung sollte aber auch außerhalb des Unterrichts angeboten werden, denn viele Jugendliche können die Schule nicht bis zum Abschluss besuchen. Sie müssen vorzeitig abbrechen, da ihre Mithilfe zu Hause gebraucht wird und die Eltern das Geld für den Schulbesuch nicht mehr aufbringen können. In erster Linie davon betroffen sind junge Frauen. Um sie zu erreichen, hat die Strive Foundation im vergangenen Jahr eine „neue“ YEWE-Club-Initiative gestartet.

Das Projekt im Sektor Kagano, Distrikt Nyamasheke, läuft in enger Abstimmung mit den örtlichen Kommunen. 2021 haben hier 360 Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 18 Jahren die Schule frühzeitig verlassen müssen. Für sie organisiert die Strive Foundation seit dem vergangenen Jahr wöchentlich stattfindende Kurse zur gesundheitlichen und sexuellen Aufklärung. Jeder Kurs dauert eine Stunde, die Teilnahme ist freiwillig.

Mittlerweile wurden im Sektor Kagano in fünf Bezirken Gruppen mit etwa 15 bis 20 Teilnehmerinnen eingerichtet, manche sind auch etwas größer. Die jungen Frauen wählen zusammen mehrere „Peer Educators“ und einen „Champion“. Diese erhalten von Strive Foundation eine mehrtägige Weiterbildung zur Aufklärungs- und Gesundheitserziehung. Sie sind dann später auch für die Kurse in den einzelnen Gruppen zuständig und geben ihr Wissen an die anderen Kursteilnehmerinnen weiter.

Mit einem ähnlichen Lebenshintergrund und im gleichen Alter wie die übrigen Gruppenmitglieder finden die Peer Educators zu diesen schnell einen guten Zugang. Die Mädchen und jungen Frauen fühlen sich mit ihren Fragen und Problemen verstanden, lassen sich auf den Aufklärungsunterricht ein und kommen gerne zu den gemeinsamen Treffen.

Unterstützt werden die Peer Educators von den Champions. Sie sind keine Kursteilnehmerinnen, leben aber im gleichen Bezirk. Mit Anfang 20 sind sie etwas älter und erfahrener und stehen den Teenagern beratend zur Seite.

Die Gesamtleitung und Organisation der Kurse zur gesundheitlichen und sexuellen Aufklärung sowie die Fortbildung der Peer Educators und der Champions wird von einem Strive-Mitarbeiter durchgeführt, der früher im kommunalen Gesundheitsdienst tätig war. Zudem begleitet er jede Woche im Wechsel einen der in den fünf Bezirken stattfinden Kurse. In den anderen vier Gruppen werden die Peer Educators dann jeweils von den Champions unterstützt.

Strive Foundation hofft, mit den Gesundheits- und Aufklärungskursen möglichst viele junge Frauen zu erreichen. Bislang wird die neue YEWE-Club-Initiative sehr gut angenommen. Es ist geplant, das Angebot zu erweitern und auch in anderen Sektoren des Distrikts Nyamasheke einzuführen.