Frauenkooperativen
Im Distrikt Huye im Süden Ruandas unterstützt die Stiftung Tagwerk zwei Kooperativen für alleinerziehende Mütter: Ingoro und Amahoro.
Die Ingoro-Kooperative produziert Ziegelsteine, Amahoro hat sich auf Fischzucht spezialisiert und baut Gemüse an.
Was sind Frauenkooperativen?
Alleinerziehende Mütter und Witwen sowie ihre Kinder haben es in der ruandischen Gesellschaft häufig schwer. Oftmals leben sie auf sich alleine gestellt ohne Unterstützung von der Familie.
Da die Frauen alleine verantwortlich für die Betreuung und Erziehung ihrer Kinder sind und häufig keine abgeschlossene Ausbildung haben, haben sie kaum eine Chance auf eine verlässliche Anstellung, um für sich und ihre Kinder zu sorgen.
Damit sie diese Strukturen durchbrechen können, schließen sie sich in Kooperativen zusammen. So können sie ihre Kräfte bündeln und sich durch Einkommen schaffende Maßnahme eine Existenzgrundlage aufbauen.
So läuft das Projekt ab
Während sich Ingoro auf die Produktion von Backsteinziegeln konzentriert, legt Amahoro den Schwerpunkt auf die Zucht und den Verkauf von Fischen sowie den Gemüseanbau. Beide Kooperativen wurden bei der Überlegung und Findung möglicher Einkommensquellen von Mitarbeiter:innen der ruandischen Partnerorganisation Strive Foundation Rwanda beraten und mit einem Startkapital ausgestattet. Eine Sozialarbeiterin betreut und begleitet die Frauen vor Ort und ist Ansprechpartnerin bei Fragen und Problemen.
Die Produktion der Backsteinziegel in Ingoro hat sich über die Jahre hinweg professionalisiert, die Produktnachfrage ist gestiegen und die Frauen erfahren vielfache Anerkennung für ihre Arbeit. Gleichzeitig stehen die 32 Frauen, die derzeit Mitglied in der Kooperative sind, auch immer wieder vor Herausforderungen, bei denen sie sich gegenseitig unterstützen oder von der zuständigen Sozialarbeiterin beraten lassen.
Um sich nicht von einer großen Bank abhängig zu machen, aber dennoch kleine Beträge sparen oder Kredite aufnehmen zu können, haben sie zum Beispiel eine Spargruppe gegründet.
Zur Fischzucht-Kooperative Amahoro gehören circa 23 Witwen mit rund 80 Kindern. Die Frauen unterhalten zusammen vier Fischzuchtbecken, eine Kuh und fünf Kaninchenzuchtställe. Darüber hinaus bauen sie zusätzlich noch verschiedene Gemüsesorten an. Die Erträge decken den Eigenbedarf, Überschüsse werden verkauft.
ZIEL DES PROJEKTS
Das Projekt verfolgt den Ansatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Kooperativen sollen so lange weiter unterstützt werden, bis sie finanziell und organisatorisch stark genug sind, alleine fortzufahren. Diesem Ziel kommen die Kooperativen jedes Jahr einen großen Schritt näher. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, soll dieser Schritt jedoch nicht überstürzt werden.
Die Projektarbeit der Stiftung Tagwerk orientiert sich an den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen.
So werden die Sustainable Development Goals (SDGs) im Projekt umgesetzt
SDG 1
Die gemeinsame Arbeit eröffnet den Frauen neue Zukunftsperspektiven. Durch ein geregeltes Einkommen soll den Frauen und ihren Kindern die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Not ermöglicht werden.
SDG 2
Mit einem gesicherten Einkommen können die Frauen ausreichend Lebensmittel kaufen, um sich und ihre Kinder zu ernähren. Amahoro betreibt zudem Gemüseanbau für den eigenen Bedarf.
SDG 3
Die Einnahmen ermöglichen den Frauen, für sich und ihre Kinder zu sorgen und bei Bedarf auch notwendige medizinische Versorgung zu finanzieren.
Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, die Wiederanerkennung in der Gesellschaft und die Unterstützung durch die Sozialarbeiterin wirken sich zudem positiv auf die psychische Gesundheit der Frauen und ihrer Kinder aus.
SDG 4
Das Einkommen der Mütter trägt dazu bei, dass die anfallenden Kosten für die Schulbildung der Kinder gedeckt werden können (so zum Beispiel Schuluniform, Bücher, Hefte oder Stifte).
Die Kinder müssen nicht zum Familienunterhalt beitragen, sondern können sich auf die Schule oder Ausbildung konzentrieren.
SDG 5
Mit dem Projekt werden gezielt alleinstehende Frauen gefördert, damit sie ein eigenständiges und unabhängiges Leben führen können.
SDG 10
Zugang zu wichtigen Ressourcen, die für ein selbstbestimmtes Leben notwendig sind, bleibt insbesondere Frauen in den ländlichen Regionen Ruandas oftmals verwehrt.
In den Kooperativen werden Frauen befähigt, diesen Ungleichheiten entgegenzuwirken.
SDG 13
Im Projekt wird auf Maßnahmen zum Klimaschutz geachtet. So wurden für alle Frauen energiesparende Öfen, die effizienter sind und weniger CO2 ausstoßen, angeschafft. Bei der Landwirtschaft wird ebenfalls Wert auf Nachhaltigkeit gelegt.
„In den Kooperativen entsteht eine sehr starke Gemeinschaft, die von gegenseitiger Unterstützung und dem gemeinsamen Wunsch nach einer Verbesserung der Lebenssituation getragen wird. Die Frauen entwickeln zusammen Zukunftsperspektiven, erfahren Selbstwirksamkeit und erlangen neues Selbstbewusstsein. Damit stärken sie auch die Stellung der Frau in der Gesellschaft.“
Gloriose Murazimana , Sozialarbeiterin